Sind Bettwanzen gefährlich?

Sind Bettwanzen gefährlich - einzelne Bettwanze
Bettwanze
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Die Frage, ob Bettwanzen gefährlich sind, lässt sich gar nicht so allgemein beantworten. Wenn damit gemeint ist, ob sie Krankheiten übertragen, dann lautet die Antwort:“Nein!“. Zum Glück. Im Gegensatz zu Zecken, Moskitos und anderen blutsaugenden Insekten übertragen Bettwanzen keine Krankheiten. Das Gegenteil wäre echt dramatisch, weil sie so eng mit dem Menschen zusammenleben. Aber bislang ist kein einziger Fall bekannt geworden, bei dem nachweislich von Bettwanzen eine Krankheit auf einen Menschen übertragen worden wäre.

Bettwanzen sind unangenehm

Dennoch ist ein starker Wanzenbefall nicht ungefährlich. Betroffene reagieren ganz unterschiedlich auf Bettwanzenbisse. Während die einen fast nichts spüren, reagieren andere mit langanhaltendem Juckreiz. Oft wird dann auf den Wanzenbissen herumgekratzt, bis sich die Bissstellen entzünden. Aufgekratzte Bisse öffnen Krankheitserregern Tür und Tor und dann kann es tatsächlich zu einer gefährlichen Infektion kommen. Es gibt auch Menschen, die allergisch auf Bettwanzenbisse reagieren. Aus den kleinen Bisstellen werden dann große Quaddeln. Auch andere allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock können auftreten. In beiden Fällen sollten die Betroffenen schnellstens medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Aber das sind tatsächlich eher Ausnahmefälle.

Auch wenn keine oder geringe körperliche Reaktionen auftreten, sind Wanzenbisse nicht gerade angenehm. Vor allem dann, wenn sie in großer Zahl auftreten. Und ein gewisser Ekelfaktor kommt sicher auch hinzu. Das Auftreten von Bettwanzen wird häufig mit mangelnder Hygiene und Schmutz in Verbindung gebracht, obwohl das gar nicht stimmt. Dennoch schämen sich viele Betroffene. Das trifft vor allem auf uns hier in Deutschland zu. Deswegen wird das Thema Bettwanzen häufig verschwiegen.

Bettwanzen sind auf andere Art gefährlich

Im Hinblick auf die Gesundheit von Menschen sind Bettwanzen also eher nicht gefährlich. Sicher unangenehm und für empfindliche Gemüter haben sie den Ekelfaktor. Aber wirklich gefährlich sind sie nicht. Erstaunlicherweise liegt ihre Gefährlichkeit auf dem Gebiet der Wirtschaft. Hotels, Pensionen und sogar Berghütten überall auf der Welt haben mit den Plagegeistern ihre Mühe. Und wer hier glaubt, „überall auf der Welt“ wäre ganz weit weg, der irrt. Für die Hütten des Deutschen Alpenvereins sind Bettwanzen seit einigen Jahren ein ganz konkretes Problem. Und diese Unterkünfte liegen meist in Höhen, bei denen man nicht denken würde, dass sich die Blutsauger auch dort heimisch fühlen. Es ist aber so!

Sind Bettwanzen gefährlich - Entwicklungsstadien
Bettwanzen Entwicklungsstadien
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Erst am 01.01.2020 titelte der Deutsche Alpenverein auf seiner Internetseite Wir werden von Bettwanzen links überholt. In dem langen und sehr informativen Artikel schreibt der Verein unter anderem, dass das Problem nicht nur ältere Hütten betrifft. Auch Pächter von kürzlich renovierten Häusern berichten von starkem Befall, der trotz mehrmaliger Einsätze von Schädlingsbekämpfern kurze Zeit später wieder auftritt. Da auf den Hütten die Gästebelegung praktisch von einem auf den nächsten Tag wechselt, liegt der Schluss nahe, dass die Wanzen durch Gäste immer wieder neu eingeschleppt werden. Das bedeutet auch, dass die Hotels im Tal das gleiche Problem haben. Dort wird es allerdings unter der Decke gehalten. Hintergrund ist die Angst, bei Bekanntwerden des Problems in wirtschaftlich relevanten Größenordnungen Gäste zu verlieren. Im Gegensatz dazu geht der Alpenverein in die Öffentlichkeit und die Hüttenpächter setzen nach und nach Maßnahmen um, um ein Ein- und Weiterschleppen der Insekten zu verhindern.

Andere Herangehensweisen

Dieses Totschweigen des Problems ist besonders im deutschen Beherbergungsgewerbe verbreitet. In anderen Gegenden geht man damit ganz anders um. So ist es zum Beispiel in den USA üblich, dass der Schädlingsbekämpfer in seiner Uniform ganz offiziell am Tag durch den Haupteingang ins Hotel kommt, seine Sprühdosen mit sich führt und seine Arbeit verrichtet. Zum Schluß hinterlässt er noch am Empfangstresen seinen Sticker. Die Hotelleitung demonstriert so, dass ihr das Problem bekannt ist und sie sich im Interesse der Gäste darum kümmert. Aus Deutschland berichten Vertreter von Fachfirmen, dass sie ihr Firmenfahrzeug drei Straßen weiter parken und heimlich durch den Personaleingang eintreten müssen. Am besten auch noch nachts und sehr inkognito.

Diese verschämte Heimlichtuerei trägt nur dazu bei, dass im jeweiligen Haus die Schädlingsbekämpfung nicht konsequent durchgeführt werden kann und daher der weiteren Verbreitung der Bettwanzen durch abreisende Gäste Vorschub geleistet wird. Das ist mit Sicherheit die falsche Strategie.

Auch die Süddeutsche Zeitung hat in diesem Jahr auf ihrem Online-Portal einen längeren Artikel veröffentlich, der in der Allgemeinheit das Thema Bettwanze mehr ins Bewußtsein bringen soll. Diesen lesenswerten Artikel unter der Überschrift Das grosse Fressen finden Sie hier.
Der Deutsche Alpenverein und das Umweltbundesamt haben jeweils Informationsblätter zum Thema Bettwanze herausgebracht, die für das Problem sensibilisieren sollen und Verhaltensempfehlungen enthalten:

Infoblatt des Deutschen Alpenvereins

Infoblatt des Umweltbundesamtes

Hinweise und Mittel zur Bekämpfung von Bettwanzen finden Sie in den Artikeln Bettwanzen bekämpfen und Mittel gegen Bettwanzen.

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